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Vorabmeldung - Akuter Gasalarm im Ortszentrum von Neunkirchen : Bei Erdbohrungen auf der Baustelle eines Neubaus am Marktplatz in Neunkirchen wurde heute morgen gegen 8.30 Uhr - soweit bislang bekannt - eine Gasleitung beschädigt. Es ist offenbar ein anhaltender größerer Gasaustritt entstanden. Das Ortszentrum rund um die Kirche 'Sankt Margareta' wurde weiträumig abgesperrt, die Hauptstraße ist nicht passierbar. Feuerwehr und externe Spezialisten sind im Einsatz. Aus der Kirche wurden knapp 100 Schulkinder evakuiert, auch Fußgänger sollten den Bereich wegen Explosionsgefahr meiden.
Viel Aufregung herrschte den gesamten Vormittag über in Neunkirchen. Nach dem Gasalarm, der um 8.35 Uhr ausgelöst wurde, wurden umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen getroffen (siehe auch Vorabmeldung). Beim Einsatz eines mehrere Meter langen Erdbohrers, mit dem die Einbringung von Stahlelementen für Spundwände zur Ausschachtung einer Baugrube vorbereitet werden sollte, hatte ein Bagger eine Gashauptleitung beschädigt. Ein Gasgeruch breitete sich im Umkreis von rund einhundert Metern um den Marktplatz aus, das ausströmende Gas war ebenfalls in weitem Umkreis deutlich zu hören. Erschwerend kam hinzu, daß ein Tankwagen mit Dieselkraftstoff nur wenige Meter von der Austrittsstelle entfernt stand und aufgrund der Explosionsgefahr nicht gestartet werden konnte. Der Platz und die Hauptstraße wurden sofort für den Verkehr gesperrt, was auch für Fußgänger galt.
Neben der Baustelle wurden zunächst das angrenzende 'Franz-von-Sales-Haus' des Gymnasiums und die Pfarrkirche 'Sankt Margareta' evakuiert, in der ein Schulgottesdienst stattfand. Kurz darauf wurde das 'Antoniuskolleg' komplett geräumt, ebenso das nahe Berufskolleg. Auch die Schwimmhalle und das Fitness-Studio der 'Aquarena' wurden vorsorglich geschlossen. Ihre Wohnungen verlassen mußten zudem die Anwohner rund um den Marktplatz. Weiterhin wurden zahlreiche Geschäfte im Zentrum geschlossen. Die rund 1.200 Schüler und Lehrer des 'Antoniuskollegs' sammelten sich auf dem Sportplatz an der Straße 'Im Hang' (Wohngebiet Immenthal), später wurden sie in einer schier endlosen Kolonne zum Schulzentrum am Rathaus geführt. Der Unterricht - zur Freude einiger Schüler samt einer Mathematik-Arbeit - fiel heute aus.
Die beiden Löschzüge der Freiwilligen Feuerwehr hatten zwischenzeitlich Maßnahmen für den Fall der Fälle getroffen. Von mehreren Seiten der Baustelle waren Löschangriffe vorbereitet worden, die Wehrleute der vordersten Reihe wurden mit Hitzeschutzanzügen ausgestattet. Von anderen Feuerwehren des Kreisgebietes waren Meßfahrzeuge und weitere Einsatzkräfte herbeigeeilt. Die Feuerwehr Lohmar rückte mit zahlreichen Kräften aus Lohmar-Ort und Birk an, ansonsten waren fast alle Feuerwehren von Windeck bis Swisttal im Einsatzbereich oder im Bereitstellungsraum vertreten. Zur Aufstellung dieser Reserve wurde zusätzlich die Bundesstraße 507 zwischen Neunkirchen und dem Wahnbachtal gesperrt. Das dadurch bedingte Verkehrschaos ließ nicht lange auf sich warten.
Auch die Hilfsorganisationen, insbesondere das 'DRK' und die 'Johanniter', waren in großer Stärke vertreten. Notarzt und mehrere Rettungswagen standen für den Notfall bereit, andere Kräfte kümmerten sich um die Versorgung der Einsatzkräfte sowie der Schüler und evakuierten Anwohner im Schulzentrum an der Rathausstraße. Auf der Hauptstraße hatte der Einsatzleitwagen der Kreisfeuerwehr Stellung bezogen. Das Ordnungsamt und das Familienamt der Gemeinde waren ebenfalls im Einsatz. Die Kreispolizei wurde von einer Einsatzhundertschaft aus Bonn unterstützt.
Zur Behebung des Gaslecks waren die zuständige 'rhenag' und eine Fachfirma vor Ort. In Ermangelung von nahen Absperrmöglichkeiten war der Plan, das defekte Stahlrohr der Hauptleitung lokal abzuriegeln. Zu diesem Zweck wurde die Leitung in der Pfarrer-Schaaf-Straße und der Kirchstraße - in Sichtweite der Baustelle - mit einem Kleinbagger freigelegt. Auf das Rohr wurden Flansche aufgesetzt, das Rohr selbst danach in einem sicheren Verfahren angebohrt. Durch die entstandenen Öffnungen wurden Ballons eingeführt und im Leitungsinneren aufgepumpt. Auf diese Weise konnte die Gaszufuhr zum defekten Teil der Ringleitung von beiden Seiten unterbrochen werden, eine akute Gefahr war damit gebannt. Das auf einer Länge von rund 15 cm ausfgerissene Rohr konnte freigelegt werden.
Die Entwarnung erfolgte gegen 13 Uhr, nachdem die Gaszufuhr abgeriegelt war und der Einsatzbereich bei Messungen keine unnatürliche Gaskonzentration mehr aufwies. Die Absperrung der Hauptstraße und des Marktplatzes konnte erst gegen 14 Uhr aufgehoben werden, nachdem die Einsatzkräfte ihr Material wieder abgebaut und verstaut hatten. Rund 140 Mitglieder von Feuerwehren und Hilfsorganisationen waren insgesamt in den Einsatz eingebunden.
Laut Auskunft des Gasnetz-Betreibers habe keine Gefahr für die Bevölkerung bestanden. Weil Erdgas leichter als Luft sei, würde das Gas schnell aufsteigen. In Anbetracht der Geschehnisse bei der Explosion einer Gasfernleitung bei Ludwigshafen in der vergangenen Woche blieb bei vielen dennoch ein mulmiges Gefühl. Die schadhafte Stelle der Leitung soll nun entweder durch eine Manschette verschlossen oder ein neues Rohrstück eingesetzt werden. Bis zur Fertigstellung, die noch heute erfolgen soll, bleibt nur das Pfarrhaus ohne Gaszufuhr - es ist das einzige Gebäude im Absperrbereich der Leitung. Die Polizei hat Ermittlungen aufgenommen, warum es zu dem Unfall kommen konnte. Denkbar wäre, daß die tatsächliche Lage der Gasleitung nicht den Plänen des Leitungsnetzes entspricht oder die Pläne nicht ausreichend beachtet worden waren. (cs)
Bezüglich des Aufwandes erinnerte der Gasalarm an einen ähnlichen Fall, als vor zehn Jahren ein Flüssiggas-Tankwagen auf der Bröltalstraße (B 478) umgekippt und leckgeschlagen war (siehe Bericht vom 12. August 2004 ).