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Neunkirchener 'Lambach-Pumpe' im 'Technik- und Bauern-Museum'

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Das 'Technik- und Bauern-Museum' in Berzbach hat ein neues in doppelter Hinsicht gewichtiges Exponat. Zu einer Attraktion soll es aber erst werden, wenn wie geplant seine Funktionstüchtigkeit wiederhergestellt wurde. Es handelt sich um eine 'Lambach-Pumpe' aus dem Jahre 1912, die früher ihren Dienst im Dreisbachtal südöstlich von Neunkirchen versah und den Ort jahrzehntelang mit Trinkwasser beschickte. Zuvor versorgten sich die Bewohner Neunkirchens noch aus Grundwasser-Brunnen, die in trockenen Sommern nicht ausreichend gewesen sein sollen.

So wurde im Jahre 1910 der "Wasserleitungsverein Neunkirchen" gegründet, der die Sicherstellung der Trinkwasserversorgung zum Ziel hatte. Zu diesem Zweck wurde eine Wasserleitung vom Dreisbachtal, das von Eischeid bis Ingersau im Bröltal führt, nach Neunkirchen gelegt. Vier Kilometer Distanz und 100 Meter Höhenunterschied waren von einer sauberen Quelle aus zu überwinden. Außer der Wasserleitung wurde in Neunkirchen ein 24 Meter hoher und 30 Kubikmeter fassender Hochbehälter gebaut, der das geförderte Wasser aufnehmen und durch das natürliche Gefälle an die angeschlossenen Haushalte abgeben sollte.

Blick auf den sehr unscheinbaren Pumpenkeller im Dreisbachtal bei Neunkirchen
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Wichtigstes Element war natürlich die Pumpe, die Quellwasser aus dem Tal bergauf förderte. Angetrieben wurde sie durch das durchfließende Wasser des Dreisbachs. Diese Aufgabe erfüllte eine Pumpe des im oberbergischen Marienheide angesiedelten Herstellers 'Wilhelm Lambach Maschinenfabrik', welche insgesamt mehr als 300 Pumpen verschiedener Bauart herstellte und im In- und Ausland vertrieb. Bei dem hier eingesetzten doppelt-wirkenden, liegenden Modell 'L 380' mit Hubventilen (380 mm Hub pro 30 Sekunden), das 1912 in Betrieb ging, war das Treibwasser des Bachs vom geförderten Quellwasser getrennt. Mittels kombinierter Trieb- und Förderkolben wurde der nötige Wasserdruck aufgebaut.

Rund 40 Kubikmeter Wasser konnten mit der Pumpe pro Tag nach Neunkirchen gefördert werden - ohne jegliche weitere Energiezufuhr. 1926 kam eine zweite, leistungsstärkere 'Lambach-Pumpe' vom Typ 'D 500' hinzu, die mehr als einen Kilometer entfernt stand und heute vor dem Wasserwerk in der Ohlenhohnstraße in Neunkirchen bewundert werden kann. Beide Pumpen waren noch bis zur Inbetriebnahme der Wahnbachtalsperre 1958 oder dem Ausbau deren Versorgungsnetzes Anfang der 60er-Jahre im Einsatz. Sie hatten aber an Effektivität eingebüßt, weil die Steigleitungen nach Neunkirchen mittlerweile stark verkrustet waren.

Blick in den trockengelegten, nun leeren Pumpenkeller
Die Pumpe vor ihrer Bergung - (Foto : Alexander Supp - bereitgestellt von der Gemeinde Much)

Vor einem Jahr begannen nun die Vorarbeiten, die wiederentdeckte ältere, mehr als drei Tonnen schwere 'Lambach-Pumpe' aus einem kellerartigen Bauwerk im Tal des Dreisbachs zu bergen. Federführend war Karl-Heinz Warzok, der sein Fachwissen bereits bei der Bergung einer baugleichen Pumpe in Wiehl, deren Restaurierung und Wiederaufstellung in Marienheide eingebracht hatte. Eigentümer Hans-Josef Schulz stellte die aus Neunkirchen stammende Pumpe dem Museum von Margret und Karl-Josef Haas als Dauerleihgabe zur Verfügung.

Funktionsbedingt befand sich die Pumpe teils unterhalb des Bachniveaus, welcher heute übrigens einen leicht geänderten Verlauf nimmt. So stand die Pumpe zur Hälfte unter Wasser, besser gesagt im Schlamm. Da der Pumpenkeller nur eine kleine Zugangsöffnung und eine ebensolche Dachöffnung besitzt, mußte die Pumpe vor Ort demontiert werden. Teile wurden aus der Dachöffnung gehievt, der Hauptkörper auf Kufen gelagert aus der Tür gezogen. Da sich die Natur im Laufe der Jahrzehnte des Bauwerks bemächtigt hatte und ein stattlicher Baum die Öffnung zusätzlich verschmälerte, mußte dieser gefällt werden, um die Bergung des Technikdenkmals bewerkstelligen zu können.

Vorbereitung des Fundaments im Außengelände des Museums
Zustand der Pumpe nach dem Sandstrahlen und einem neuen Anstrich

Das nächste Problem war der Transport aus dem tiefen Bachtal zu einem rund 20 Meter höher gelegenen Wirtschaftsweg. Hierfür hatte das 8-köpfige Bergungsteam einen Schlitten mit batteriebetriebener Winde gebaut. Letztlich gelang das Vorhaben erst mit einem leistungsstarken Traktor, dessen Fahrer das Treiben zufällig bemerkte. Nach der Verladung der Pumpenteile auf einen Anhänger stand eine weitere Aufgabe an :

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Die stark angegriffenen Gußteile der Pumpe, die zum Glück verhältnismäßig gut erhalten waren, mußten durch Sandstrahlen gereinigt und von Rost befreit werden. Die Anbauteile aus Stahl wie Rohrleitungen und -ableitungen, Führungsschienen sowie Zahnräder waren im Laufe der Zeit stark an- oder gar weggerostet und somit vorläufig unbrauchbar geworden. Diese Teile befinden sich zur Aufarbeitung oder Wiederherstellung bei verschiedenen Fachbetrieben der Region, die ihre Möglichkeiten in das Projekt einbringen.

Am 26. Juni wurde der Haupt-Pumpenkörper, der einige Wochen vorher schon beim Flohmarkt in Berzbach am Museum zu sehen war, an seinen späteren Platz vor dem Museum gehoben. Das eigens dafür gegossene Beton-Fundament paßte, so daß die Pumpe schon nach einer halben Stunde ihre Endlage erreicht hatte. Ein manueller Test, für den mehrere Männer als "Antrieb" nötig waren, zeigte, daß die starr miteinander verbundenen Trieb- und Förderkolben noch in ihrem Rahmen beweglich sind. Ein gutes Zeichen für die Wiederherstellung der Funktionstüchtigkeit.

Bis es soweit ist, ist allerdings noch eine Menge Arbeit zu verrichten. Wenn die Rohrleitungen und restlichen Anbauteile wieder zur Verfügung stehen, muß noch viel montiert werden. Hierfür ist durchaus noch Hilfe willkommen. Wer sich für das Projekt interessiert, kann sich diesbezüglich bei Karl-Josef Haas im 'Technik- und Bauern-Museum' melden.

Karl-Josef Haas bei letzten Anpassungen des Fundaments

Geplant ist, daß die Pumpe später wieder ihre Funktion erfüllt und Wasser fördert, wenn dies auch nicht mehr wie bei der Trinkwasserversorgung im Dauerbetrieb notwendig ist. Im Schaubetrieb soll sie von einem im Keller des Museums vorgehaltenen Reservoir mit Wasser beschickt werden, das sie letztlich wieder zurückpumpt, dabei aber ihre Wirkungsweise demonstriert.

Die 'Lambach-Pumpe' wird auf ihren endgültigen Standort gehoben

Mit der 'Lambach-Pumpe' erhält der im vergangenen Jahr eröffnete "Wasserpark" des 'Bauern- und Technik-Museums' sein (vorerst) größtes Exponat. Von der Wasserversorgung vergangener Tage - vor dem Einzug der Elektrizität ins Bergische Land - zeugen auch eine historische Handpumpe, ein sogenanntes "Kloppmännchen" (Widder) sowie ein mittelschlächtiges und ein oberschlächtiges Wasserrad, die allesamt in Funktion gezeigt werden.

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Letzteres wird mittels der gewonnenen Wasserkraft künftig ein kleines Karussell antreiben, das für Kinder eine weitere Attraktion des Museums werden soll. Die Arbeiten hierfür sind bereits abgeschlossen.

Das private 'Bauern- und Technik-Museum' befindet sich in der Weggabelung im Zentrum von Berzbach am ausgeschilderten "Familien-Wanderweg" und unweit der Route des "Böllwegs". Es ist mittwochs von 13 bis 16 Uhr, freitags von 14 bis 17 Uhr, samstags von 10 bis 13 Uhr sowie für Gruppen auch nach Absprache geöffnet. Der Eintritt kostet für Erwachsene 2 Euro, für Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 18 Jahren 1 Euro.

Insbesondere der "Wasserpark" macht auf spielerische Weise die Entwicklung der Wasserversorgung erlebbar, junge Menschen sollen für Wissenschaft und Technik begeistert werden. (cs)

13. Juli 2015

Die teilrestaurierte, noch unvollständige 'Lambach-Pumpe' vom Typ 'L 380'
Nach der Aufstellung präsentieren die Helfer von Bergung und Restaurierung ihr Werk
'Lambach'-Werkszeichnung einer kompletten Pumpe des Modells 'L 380'

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