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Aktuelles zur Flüchtlings-Situation in Neunkirchen-Seelscheid

Mit einer zweiten Informations-Veranstaltung in Neunkirchen gab die Gemeindeverwaltung nun einen aktuellen Sachstandsbericht zur Flüchtlings-Unterbringung und -Betreuung im Gemeindegebiet. Dr. Peter Enzenberger vom 'Kommunalen Integrationszentrum' der Kreisverwaltung und Familienamts-Leiter Stefan Franken gaben einen Überblick über Schutzsuchende im Allgemeinen und die Situation vor Ort. Demnach leben derzeit 395 Asylsuchende, Asylbewerber, Flüchtlinge nach der Genfer Flüchtlings-Konvention, Kontingent-Flüchtlinge, Asylberechtigte oder Geduldete - so die amtlichen Unterscheidungen ihres Status - in Neunkirchen-Seelscheid. Im Mai 2014 waren es erst 70 und auch im April 2015 lag die Zahl noch bei 100.

Zu den aktuell 395 gehören 282 Personen, die die Gemeinde über die Regelzuweisungen erreicht haben, und derzeit 68, die in der auf dem Gelände der Firma 'Thurn-Produkte' im Süden Neunkirchens eingerichteten Notunterkunft untergebracht wurden. Bei weiteren 45 Personen ist die Zuständigkeit bereits an andere Stellen übergegangen, so etwa nach Anerkennung des Asylrechts an das Jobcenter in Siegburg. Nicht mehr mitgezählt werden 16 Personen, die seit August wieder ausgereist seien, weil sie zumeist keinen Anspruch auf Asyl hatten, etwa weil sie aus den sogenannten sicheren Herkunftsländern wie dem Balkan stammten.

Von den 282 Personen aus den Regelzuweisungen seien 178 in kommunalen Übergangseinrichtungen, 42 in von der Gemeinde angemieteten Räumen und 62 in privat angemieteten Wohnungen untergebracht. Die 45 Personen mit geänderter Zuständigkeit sind in diesen Zahlen nicht mehr berücksichtigt, obwohl sie natürlich ebenfalls in der Gemeinde wohnen.

Neben den seit langem bestehenden Unterkünften in der Neunkirchener Ohlenhohnstraße und in Seelscheid wurden im Laufe der vergangenen Monate weitere Objekte belegt. Seit dem 28. August ist das Vereinsheim am Sportplatz in Neunkirchen, seit dem 4. September die kleine Turnhalle der Grundschule Seelscheid zur Beherbergung von Flüchtlingen umfunktioniert worden. Am 25. September folgte das Jugendzentrum in Neunkirchen, für dessen bisherige Nutzer neue Räume in der Grundschule eingerichtet wurden. Die frühere Mensa der Firma 'Thurn-Produkte' fungiert seit dem 3. November als Notunterkunft, betreut vom Ortsverband des 'Deutschen Roten Kreuz'.

Nachdem zur Hochzeit im Oktober und November 15 bis 20 Personen pro Woche hinzukamen, hat sich deren Zahl derzeit auf zehn wöchentlich reduziert. Daran ist aber erkennbar, daß in naher Zukunft weiterer Wohnraum benötigt wird. Noch vor Weihnachten soll das bereits errichtete, aktuell im Innenausbau befindliche Übergangswohnheim im Ortsteil Nackhausen bezugsfertig werden. Es wurde in Holzbauweise vom Holzhaus-Hersteller 'Stommel-Haus' aus Eischeid gefertigt und bietet bis zu 52 Menschen ein Dach über dem Kopf. 13 Wohneinheiten von 18,5 Quadratmetern Größe für bis zu jeweils vier Menschen werden durch einen Raum für den Sprachunterricht etc., ein separates Gebäude mit Aufenthalts-/ Speiseraum und den sanitären Einrichtungen sowie ein weiteres Gebäude für Betreuer und die Technik ergänzt.

Da laut Gemeindeverwaltung keine so zahlreichen privaten Wohnungs-Angebote wie erhofft eingehen würden, ist der damit zur Verfügung stehende Wohnraum jedoch mittelfristig schon nicht mehr ausreichend. Aus diesem Grund ist ein zweites, in gleichem Stil aus Holz gefertigtes Übergangswohnheim am alten Sportplatz in Seelscheid vorgesehen. Hier befanden sich vor kurzem noch zwei seit langem völlig marode Leichtbauhäuser, die zu früheren Zeiten als Asylbewerber-Wohnungen dienten. Diese sind in der vergangenen Woche abgerissen worden. Die vorhandenen Fundamente sollen ergänzt werden, so daß auf dem rund 800 Quadratmeter großen Grundstück ab Mitte Januar 2016 ein Gebäudekomplex für weitere rund 52 Menschen entstehen soll.

Für den darüber hinausgehenden Bedarf sei eine Wohncontainer-Anlage im Ortsteil Hochhausen geplant, die eine Personenzahl etwa gleicher Größenordnung aufnehmen könne. Sie soll auf einem in öffentlichem Besitz befindlichen Areal am Ortsausgang von Hochhausen in Richtung des Ortsteils Wahn aufgestellt werden. Konkret handelt es sich um das Grundstück am Übergang der Straße 'Hochkreuz' in den Wahner Weg, hinter der Einmündung des Wirtschaftsweges in unmittelbarer Nähe zum Naturdenkmal 'Wahner Linde'. Die Zeitplanung für diese Einrichtung sieht den März 2016 vor.

Auch darüber hinaus könne weiterer Raumbedarf nicht ausgeschlossen werden. Eventuell müsse daher eine weitere Sporthalle mit Flüchtlingen belegt werden. Auch würden gegebenenfalls weitere Standorte für Übergangswohnheime notwendig.

Aber nicht nur die Unterbringung der Menschen erfordert logistische Maßnahmen, sondern auch die Betreuung der Kinder und Jugendlichen. Derzeit sind 102 Minderjährige unter den Neunkirchen-Seelscheid zugewiesenen Menschen, davon 49 im Kindergartenalter. 22 der Kinder im Gundschulalter sind schulpflichtig, 24 müssen weiterführende Schulen besuchen. Sieben Schüler/innen über 16 Jahre würden in einem Berufskolleg beschult. An der Gesamtschule sei eine sogenannte "Internationale Förderklasse" mit 20 Schülern eingerichtet worden, im Grundschulsektor ist eine solche für Januar in Neunkirchen, später auch in Seelscheid vorgesehen. Eine Mindest-Schülerzahl von 12 ist hierfür jeweils maßgeblich.

Im Kindergarten-Sektor seien auch ein Neubau oder andere Maßnahmen zur Schaffung von zusätzlichen Betreuungsplätzen nicht ausgeschlossen. Von den 49 Flüchtlings-Kindern im Kindergartenalter seien derzeit bereits 19 versorgt, für weitere werden Plätze gesucht. Aber nicht nur seitens der Neubürger bestehe ein Bedarf an weiteren Kindergartenplätzen.

Ehrenamtler der Flüchtlingshilfe berichteten in der Folge über ihre durchweg positiven Erfahrungen bei der Betreuung der Menschen. Es wurde ein Netzwerk aus vielen Einrichtungen und Vereinen sowie privatem Engagement aufgebaut, das den Sprachunterricht, die Begleitung von Flüchtlingen durch Paten, die Freizeitgestaltung (Mutter-Kind-Sprach- und Spielkuse, Nähkurs, Koch- und Backkurse, Mitgliedschaft in Sportvereinen etc.) und die Versorgung mit Kleidung, Möbeln, Haushalts-Gegenständen, aber auch Fahrrädern zur Steigerung der Mobilität umfaßt.

Parallel zur steigenden Zahl der Neubürger habe sich auch die Hilfsbereitschaft sehr positiv entwickelt, so Joachim P. Freyer, der der Lenkungsgruppe der "Arbeitsgruppe Flüchtlingshilfe" angehört. Neben zahlreichen Sachspenden, für die das eingerichtete Lager in Pohlhausen kaum noch ausreiche, seien auch Geldspenden zu verzeichnen. Diese beliefen sich in 2015 auf bislang 29.100 Euro, von denen bereits 10.600 Euro für die Sprachförderung, die Versorgung, die Kinderbetreuung, integrationsfördernde Maßnahmen und individuelle Hilfe ausgegeben wurden.

Sogenannte "Familienpaten" und ihre Schützlinge berichteten in der Versammlung über ihre Zusammentreffen. Dabei kamen auch die Erfahrungen der Zugereisten und ihre individuellen Fluchtgründe kurz zur Sprache. Deutlich wurde zudem der Dank der Menschen über ihre Aufnahme in Deutschland und speziell in Neunkirchen-Seelscheid, wo sie große Hilfsbereitschaft erfahren hätten.

Bei den anschließenden Fragen der Besucher der Aula ging es zumeist um Rechtliches zum Asylverfahren sowie um die finanzielle Situation und die damit verbundenen Belastungen der Gemeinde. Im kommenden Jahr soll die Erstattung von Bund und Land um rund 2.000 Euro auf 10.000 Euro für Unterbringung und Verpflegung pro Jahr und Flüchtling aufgestockt werden. Im Oktober habe die Gemeinde 900.000 Euro erhalten, für 2016 seien 2 bis 3 Millionen Euro zu erwarten. Erkenntnisse über Aktivitäten von radikalen Islamisten vor den Flüchtlings-Unterkünften lägen aus dem gesamten Rhein-Sieg-Kreis nicht vor, so Lothar Kloß, der Leiter der zuständigen Polizeiwache Siegburg, auf Anfrage aus dem Publikum. Kritik gab es - wie ursprünglich auch in Nackhausen - in Bezug auf die Personenzahl für den Standort der geplanten Unterkunft auf dem Seelscheider Sportplatz.

Zum Abschluß der Informations-Veranstaltung in der Aula des Schulzentrums bekamen die gut 200 Besucher noch eine musikalische Darbietung unter dem Motto "Trommeln für die Integration". Stefan Maus, der regelmäßig einen 'Drum Circle' für jedermann anbietet, gab mit fünf jungen Flüchtlingen eingeübte Rhythmen zum Besten. Auch andere Ehrenamtler kümmern sich in vielfacher Weise um Möglichkeiten der Beschäftigung der Neubürger. (cs)

 

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11. Dezember 2015

(Fotos in Vorbereitung)


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