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Die Situation der Zufahrt zum Ortsteil Straßen steht weiterhin in der Kritik der Anwohner. Diese fordern schon seit vielen Jahren eine Linksabbiegerspur auf der Bundesstraße 56, um nicht in Auffahrunfälle verwickelt zu werden. Es kommt mit unschöner Regelmäßigkeit vor, daß Verkehrsteilnehmer, die - aus Richtung Seelscheid kommend - an der Drei-Kronen-Linde zwischen Pohlhausen und Hochhausen links abbiegen wollen und zunächst den Gegenverkehr abwarten müssen, von nachfolgenden Autofahrern gerammt werden. In diesem Jahr gab es im März gleich zwei derartiger Unfälle, bei denen jeweils Schwerverletzte zu beklagen waren (siehe Bericht vom 26.03. ).
Im Vorjahr gab es zu einem Auffahrunfall aus der anderen Fahrtrichtung, als ein Autofahrer vor dem Abbiegen einen Jogger auf dem parallel zur B 56 verlaufenden Geh- und Radweg passieren ließ. 2017 war es zu einem Auffahrunfall aus der "üblichen Richtung" gekommen. Diese Vorfälle hatte Harald Pütz, der Leiter des Straßenverkehrsamtes des Rhein-Sieg-Kreises, ermittelt, als er in der vergangenen Woche zu einem Ortstermin mit den Anwohnern sowie den Bürgermeistern von Neunkirchen-Seelscheid und Lohmar, auf dessen Gebiet die B 56 an dieser Stelle liegt, kam. Die Kreispolizeibehörde und der 'Landesbetrieb Straßen NRW' als Baulastträger hatten im Vorfeld abgesagt.
So hörte sich Harald Pütz die von sachlich bis emotional vorgetragenen Argumente der zahlreich erschienenen Anwohner an - wohl wissend, die Wünsche mangels Zuständigkeit selbst nicht umsetzen zu können. Er erinnerte erneut daran, daß die Ausgangslage kompliziert sei, weil es verschiedemne Zuständigkeiten gibt. Baumaßnahmen an der Bundesstraße fallen in die Hoheit des 'Landesbetrieb Straßen NRW', die Fahrbahn liegt auf dem Gebiet der Stadt Lohmar, Nutznießer wären die Anwohner in Neunkirchen-Seelscheid. Und nur für die Gemeinden ist das Straßenverkehrsamt des Kreises zuständig.
Zudem ist die Unfallanzahl zwar hoch, wenn man umrechnet, wie oft Bewohner von Straßen oder Besucher der zehn dort ansässigen Firmen betroffen sind. In der Gesamtzahl ist die Anzahl aber zu gering, um in einen vorrangigen Status für bauliche Maßnahmen zu kommen. Eine Unfallhäufungsstelle liegt nach polizeilicher Definition nur vor, wenn innerhalb eines Jahres drei Unfälle in gleicher Abfolge registriert wurden. Nach einer Verkehrszählung im Jahre 2013 wird die Bundesstraße von 13.000 Fahrzeugen täglich benutzt, davon 400 LKW. Vor zehn Jahren wurden 62 Linksabbieger täglich gezählt.
"Diese Zahlen können Sie wieder mitnehmen. Es sind Kinder, um die es hier geht", warf eine Mutter ein. Ohnehin habe sich die Zahl der Einpendler nach Straßen inzwischen deutlich erhöht, so die Anwohner. Sie hatten bereits Unterschriften gesammelt und alle Vorfälle aufgelistet, die sich an der Einmündung ereigneten. Sie berichteten, daß Linksabbieger, die den Gegenverkehr abwarten wollen, vom nachfolgenden Verkehr sogar links überholt würden. Abbieger würden aus Furcht vor Auffahrunfällen nur noch in den Rückspiegel schauen, um von hinten nahende Gefahren zu erkennen. Zudem wären Abbieger schon von wütenden Autofahrern bedroht worden.
Als "Pflaster", so Bürgermeisterin Nicole Sander, konnte in den vergangenen Jahren erreicht werden, daß wieder ein Richtungswegweiser, dessen Vorgänger offenbar einem früheren Unfall zum Opfer gefallen war, am Straßenrand aufgestellt wurde. Er soll Verkehrsteilnehmern die Einmündung und denkbare Abbieger verdeutlichen. Für den geforderten Linksabbieger aber müßte die Fahrbahn verbreitert, vermutlich sogar Land zugekauft werden. Aufgrund der ohnehin langen Prioritätenliste beim Landesbetrieb dürften die durch Landerwerb und Straßenumbau entstehenden Kosten nicht vorrangig erscheinen.
Harald Pütz sagte zu, sich zu kümmern, obwohl keine Unfallhäufungsstelle vorliegt, bei der man automatisch tätig würde. Man werde die Forderung der Anwohner mit einer Stellungnahme aus verkehrsrechtlicher Sicht unterstützen. Auch über die Politik könne die Maßnahme nach vorne gebracht werden. Bürgermeisterin Nicole Sander sicherte zu, politischen Druck weiterzugeben
Auf die Frage von Angelika Nickelsburg, die die Aktivitäten im Ort bündelt, was realistisch sei, was man erreichen könne, sagte Harald Pütz eine kurzfristige Erhebung aktueller Verkehrsdaten auf der Bundesstraße und der Ein- und Auspendler auf der zum Ort führenden Drei-Kronen-Straße zu. Dies könne in Form einer verdeckten Messung erfolgen. "Mit Verkehrszeichen bin ich immer sehr vorsichtig", gab er an, weil diesbezüglich schnell ein Gewöhnungseffekt entstehe, die Aufmerksamkeit also nicht anhaltend ist. Dennoch würde man die Ergänzung der Beschilderung überdenken. So wäre ein zusätzlicher Vorwegweiser vor der Einmündung oder auch ein textlicher Hinweis "gefährliche Einmündung" denkbar. (cs)
Aufstellung von Unfällen auf der Bundesstraße 56 bei Straßen
(ohne Anspruch auf Vollständigkeit)