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Der Stromausfall am vergangenen Wochenende, von dem zunächst rund 47.000 Menschen, nach der frühzeitigen Wiederversorgung von Ruppichteroth-Ort 41.000 Menschen - zumeist in Neunkirchen-Seelscheid und Much - betroffen waren, führte in den Haushalten auch zum Ausfall der Heizungsanlagen, wenn kein vom Strom unabhängiger Ofen betrieben wurde.
Sofern vorhanden, wurden vereinzelt Notstrom-Aggregate in Betrieb genommen, um die Heizungsanlagen und Gefrierschränke zu versorgen oder auch nur Licht zu erzeugen. Der unsachgemäße Betrieb solcher Aggregate führte zu mehreren Unfällen mit teils tödlichem Ausgang. Die zumeist mit Diesel betriebenen Aggregate erzeugen Abgase, vornehmlich das farb-, geruchs- und geschmackslose Kohlenmonoxid (CO). Daher ist der richtige, gutbelüftete Standort im Freien wichtig - und die Abschottung der Wohnräume vor diesen Abgasen.
Dies wurde einem Mann im Ortsteil Stein bei Seelscheid am späten Samstagabend beinahe zum Verhängnis. Dieser sei in seiner Wohnung bewußtlos zusammengebrochen, konnte aber rechtzeitig aufgefunden und ins Freie gebracht werden. Beim gegen 23.20 Uhr alarmierten Rettungsdienst war ein standardmäßig mitgeführter CO-Melder angeschlagen, woraufhin die Feuerwehr angefordert wurde. Diese fand einen Stromerzeuger in einer Garage oder einem Lagerraum vor, der nur durch ein kleines Fenster belüftet gewesen sei. Offenbar sei aber eine Verbindung zu den Wohnräumen nicht geschlossen gewesen. Der Mann konnte trotz der erlittenen Vergiftung gerettet werden.
Weniger Glück im Unglück hatte ein 85-jähriger Mucher bei einem vergleichbaren Fall nur eine gute Stunde später. Auch hier hatte ein CO-Warngerät bei einem Rettungseinsatz gegen 0.30 Uhr ein Alarmsignal ausgelöst. Zwei Personen konnten aus der betroffenen Wohnung im Ortsteil Markelsbach an der B 56 ins Freie geschafft und dort weiterversorgt werden. Hier traf die nachalarmierte Mucher Feuerwehr ebenfalls auf einen Stromerzeuger, der in einer Garage betrieben wurde. Tor und Fenster seien laut Polizei geschlossen gewesen, ein Durchgang zur Wohnung jedoch offen. So hätten sich die verhängnisvollen Abgase im ganzen Haus verteilen können.
Während eine Bewohnerin vom Rettungsdienst vor die Haustür getragen worden war, war ein Mann aus den Innenräumen auf eine Dachterrasse geschafft worden. Die Wehrleute mußten zunächst die Wohnung lüften, bevor dieser durch die Räume zum Rettungswagen gebracht werden konnte. Der 85-Jährige verstarb an der erlittenen Kohlenmonoxid-Vergiftung, die Frau, die in ein Krankenhaus gebracht worden war, überlebte.
Ein weiterer tragischer Fall wurde erst am Sonntagabend (12.12.) gegen 21 Uhr entdeckt. Im Wohnheim für Asylbewerber an der Neunkirchener Ohlenhohnstraße war durch ein Fenster im Erdgeschoß ein lebloser Mann in seinem Zimmer bemerkt worden. Der verständigte Rettungsdienst verschaffte sich von außen Zugang, indem Rollade und Fenster geöffnet wurde. Wiederum löste ein CO-Melder aus, so daß die Feuerwehr alarmiert wurde, um den Mann unter Atemschutz ins Freie zu schaffen.
Der 37-Jährige war jedoch nicht mehr zu retten. Es lagen sichere Anzeichen vor, daß sein Tod schon Stunden zuvor eingetreten war. Laut Polizei hatte er im Zimmer eine Feuerschale mit Holzkohle betrieben, ein entsprechender Sack habe sich in dem Wohnraum befunden. Das Feuer selbst war längst erloschen, die Kohlenmonoxid-Belastung sei aber toxisch gewesen. Die Polizei geht auch hier von einem Unfallgeschehen aus. Vermutlich hatte der Mann die Feuerschale in fahrlässiger Weise verwendet, um sich während oder nach dem langandauernden Ausfall der Heizungsanlage aufzuwärmen.
Die Freiwillige Feuerwehr konnte nach dem Abströmen des Gases durch das offene Fenster nur noch eine geringe Kohlenmonoxid-Belastung feststellen. In einem Nachbarzimmer, in dem sich niemand aufgehalten hatte, konnte ebenfalls Kohlenmonoxid gemessen werden. Es sei durch die Wand diffundiert. Weitere Räume, auch im Stockwerk darüber, wurden zusätzlich kontrolliert, waren aber frei von Belastungen. (cs)