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Es ist nun rund zehn Jahre her, daß ein Großteil des Gemeindegebietes im Rahmen eines Ausbau-Programms mit Internet-Anschlüssen einer Geschwindigkeit von bis zu 50 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) ausgestattet wurde. Damals übergangene Ortsteile mussten lange warten, wurden erst vor kurzem oder werden derzeit noch mit neuen Förderprogrammen, den sogenannten "Weiße Flecken"- oder "Graue Flecken"-Programmen an die eigentlich schon wieder veraltete Technik (FTTC - Fiber to the Curb / Glasfaser bis zum Bordstein, also dem nächsten Verteilerkasten) angebunden.
Rund 6.500 Haushalte beziehungsweise Unternehmens-Standorte in der Gemeinde können nun den nächsten Schritt gehen - die Bewohner/innen und Gewerbetreibenden können sich Glasfaser ins Haus holen. Beim geplanten FTTH-Ausbau (Fiber to the Home) sind Übertragungs-Geschwindigkeiten von bis zu 1.000 Megabit pro Sekunde möglich. Es handelt sich dabei um keinen von Bund oder Land geförderten Ausbau, sondern einen privatwirtschaftlich finanzierten, also eigengewerblichen Ausbau.
Geplant und bereits vorbereitet wird er von der 'Telekom', jedoch nicht alleine, sondern in einer für solche Zwecke eigens gegründeten Beteiligungs-Gesellschaft namens 'glasfaserplus GmbH', an dem zu gleichem Anteil auch ein australischer Pensionsfond als Investor beteiligt ist, der 'IFM Global Infrastructure Fund'. Gemeinsam planen diese, 4 Millionen Haushalte in Deutschland - insbesondere im ländlichen Raum - mit gigabitfähigen FTTH-Anschlüssen auszustatten.
Allerdings scheint derzeit alles getan zu werden, den Ausbau in Neunkirchen-Seelscheid wenig bekanntzumachen. Im Winter sollen Beauftragte der 'Telekom' in den ausgewählten Ortsteilen an Haustüren geworben haben. Zudem gab es einen Flyer als Postwurfsendung, den aber längst nicht alle Haushalte oder Gewerbetreibenden im geplanten Ausbaugebiet erhalten haben. Dieser warb dafür, ein Infomobil vor dem Rathaus zu besuchen, um sich zu informieren und Abschlüsse zu tätigen.
Anders als in Lohmar oder Much, wo derzeit - auch nur in Teilbereichen - ähnliche Ausbauschritte vorbereitet werden, gab es für Neunkirchen-Seelscheid keinerlei Presseinformationen, während anderenorts eigens zu einer Pressekonferenz eingeladen wurde. Auch mit Anzeigenwerbung hält man sich zurück. Bei der Gemeindeverwaltung, so unsere Anfrage, wird ebenfalls ein mangelnder Informationsstand in der Sache beklagt. Auch die seitens der zuständigen Abteilung der 'Telekom' auf unsere Anfrage hin zugesagte kartografische Darstellung des Ausbaugebietes wurde nicht zur Verfügung gestellt - wiederum anders als in Lohmar ( Link zum Bericht ) oder Much ( Link zum Bericht ).
Um unsere Leser/innen angemessen informieren zu können, haben wir hunderte Adressen im Gemeindegebiet in der im Internet verfügbaren Suchmaske überprüft, ob sie im aktuellen Ausbaugebiet liegen oder nicht. Auf diese Weise konnten wir eine eigene Karte erstellen (sie ist am Seitenende zu finden).
Demnach werden die beiden Hauptorte Neunkirchen (inclusive Dahlerhof, Höfferhof, Immenthal und "Legoland", jedoch ohne Hohn) und Seelscheid (komplett inclusive Berg- und Dorf-Seelscheid, Kurtsiefen, Leienhof, Leienkreuz, Weesbach etc.) sowie folgende kleineren Orte und Weiler beim Ausbau berücksichtigt, hier in alphabetischer Reihenfolge :
Breitscheid, Busch, Effert, Eich, Gutmühle, Hausen, Hausermühle, Heister, Herrenwieser Mühle, Kotthausen, Niederwennerscheid, Oberste Zeith, Rengert, Rippert, Schaaren, Scherpemich, Siefen, Stein, Steinermühle, Unterste Zeith und Wahlen - andere Ortsteile und Weiler werden auf zukünftige Ausbauschritte vertröstet. (alle in der Liste genannten und in der Karte gekennzeichneten Ortsteile ohne jegliche Gewähr !)
Der Anschluss ans zeitgemäße Internet erfolgt jedoch nicht automatisch. Weil dafür das jeweilige Grundstück betreten und "bearbeitet" werden muß, ist natürlich die Zustimmung der jeweiligen Eigentümerin / des jeweiligen Eigentümers notwendig. Also erfolgt die Verlegung der Leitung ins Haus (und in diesem) nur, wenn ein entsprechender Auftrag für einen Glasfaser-Tarif erteilt wurde beziehungsweise von einem bestehenden 'Telekom'-Vertrag umgestellt wird.
Zur Information über die Möglichkeiten und für eine Buchung steht derzeit ein Infomobil im Gemeindegebiet - noch bis zum 30. April auf dem Rathausvorplatz, ab dem 2. Mai auf dem Josef-Lascheid-Platz am Ehrenmal in Seelscheid, also abseits der allgemeinen Aufmerksamkeit. Es ist montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 14 Uhr geöffnet. Termine können über die Telefon-Nummer 02451 / 4820010 vereinbart werden. Auch Spontanbesuche sind möglich, wenn die Berater/innen frei sind.
Allerdings wird im Infomobil nur ein "informativer Auszug aus der Gesamtpreisliste" vorgehalten, der nicht alle Tarife umfasst. Nach uns vorliegenden Berichten wurde vor Ort teils nicht auf weitere verfügbare Tarife hingewiesen, sondern nur auf die gelisteten höheren Preise verwiesen. In dem Preislisten-Auszug sind jedoch nur vier von insgesamt sechs Privatkunden-Tarifen und sogar nur zwei von elf Business-Tarifen enthalten. Im Internet sind dagegen alle Tarife einsehbar, man sollte sich daher schon vor einem Besuch im Infomobil orientieren (Link im drittnächsten Absatz).
Für Privatkunden werden Tarife mit Übertragungs-Geschwindigkeiten von 50 Mbit/s bis zu 1.000 Mbit/s angeboten, die Preise liegen zwischen 39,95 Euro und 79,95 Euro monatlich (Lockpreise, die nur für die ersten sechs Monate gelten, wurden hier nicht berücksichtigt). Für "Magenta-TV" gelten Aufpreise von 5 Euro (20 Programme) beziehungsweise 10 Euro (75 Programme). Die Tarife umfassen zwei Sprachkanäle und drei Rufnummern sowie eine Flatrate ins deutsche Festnetz, bei höheren Tarifen auch in alle deutschen Mobilfunknetze.
Im Geschäftskunden-Bereich kostet es - beim gleichen Bandbreiten-Spektrum - zwischen 41,95 Euro und 125,95 Euro (hier jeweils zuzüglich Mehrwertsteuer). Die Nennung aller Preise erfolgt hier ohne Gewähr.
Die Übersicht der 'Telekom' ist im Internet zu finden unter glasfaser.telekom.de (Eingabe ohne vorgestelltes "www."). Dort die eigene Adresse eingeben, Privat- oder Geschäftskunden auswählen und auf "jetzt bestellen" klicken. Danach erscheint die vollständige Glasfaser-Tarifübersicht. Ein Wechsel zwischen Privat- und Geschäftstarifen ist mittels eines Menüs über der Seiten-Headline möglich.
Wichtig zu wissen ist, daß eine Verlegung des Glasfaser-Anschlusses ins Haus nur erfolgt, wenn ein entsprechender Tarif gebucht wird. Dann wird die Verlegung bis zum Übergabepunkt plus einer Weiterführung beziehungsweise bis in die Wohnungen bei Mehrfamilienhäusern derzeit sogar kostenfrei vorgenommen. Bei einer nachträglichen Verlegung sollen dagegen Kosten von 799 Euro anfallen. Wann die Frist für eine frühzeitige Buchung endet, ist nicht bekannt. Allerdings dürften mindestens einige Wochen verbleiben, da auch das Infomobil noch eine Zeit vor Ort sein wird.
Der privat finanzierte Ausbau erfolgt letztlich anbieterneutral, das heißt auch andere Internetprovider können die Leitungen anmieten, um ihren Kunden das schnelle FTTH-Netz zugänglich zu machen. Auch hier gibt es jedoch eine Einschränkung : Wie in den anderen Kommunen sollen in der Anfangszeit nur 'Telekom'-Kunden in den Genuss kommen, die Leitungen für andere Firmen erst später zur Verfügung gestellt werden.
Im Falle des Infomobils gibt es einen weiteren Nachteil : Die Berater/innen sind nicht direkt von der 'Telekom', sondern von einem beauftragten externen Bürodienstleister. Wie die Erfahrung zeigt, können spezielle Fragen, etwa zu gewerblichen Anlagen-Anschlüssen und der Übernahme von Rufnummer-Blöcken in einen Glasfasertarif nicht befriedigend beantwortet werden. Hierfür sind offenbar individuelle Anfragen an den Geschäftskunden-Vertrieb notwendig.
Der beschriebene FTTH-Ausbau soll schon im Mai beginnen und den Planungen zufolge bis zum Ende dieses Jahres abgeschlossen sein. Da ein Großteil der Bauarbeiten im öffentlichen Straßenraum im Tiefbau erfolgen dürfte, ist mit einer Vielzahl von Baustellen im Ortsbild zu rechnen. Derzeit bestehende Baustellen haben übrigens noch nichts mit diesem Ausbauschritt zu tun. Die Zuleitungen zum Haus sollen zumeist unterirdisch ohne Tiefbau erfolgen, die Glasfaser-Übergabedose wird im Haus montiert. (cs)